Donnerstag, 23. April 2009

Spieltreff Oberhof (der Rest!)

An den anderen Tagen ließen wir Wiederholungen folgen (Valdora, Finca, Smallworld, Alea Iacta Est...), sowie "ältere" Spiele, über die ich bereits berichtet habe (Monuments, die Prinzen von Machu Pichu, Fits ...) und natürlich ein paar Prototypen.
Den traditionellen Tichuturniertag (Donnerstag) haben wir für einen Besuch im Thermalbad genutzt.
Trotzdem kamen doch noch ein paar Neuheiten auf den Tisch:
Die Goldene Stadt, Das nächste große Spiel von Michael Schacht. Auf dem Spielplan sehen wir eine Insel, in deren Mitte sich besagte Stadt samt innerem Zentrum befindet. Jedes Viertel der Insel ist einer anderen Geländeart zugehörig (Felsen, Wüste, Wald oder Ebene). Auf den Lichtungen wollen wir Gebäude errichten und erhalten dafür ein Schmankerl, außerdem berechtigt ein Gebäude zum Weiterbauen entlang der entsprechenden Straße. Zum bauen benötigen wir stets zwei Karten derselben Landschaft. Am Anfang jeder Runde werden diese paarweise (zufällig) versteigert. Diese Versteigerung ist höchst trickreich und originell (unbedingt antesten!). Ebenfalls vor jeder Runde wird eine Karte aufgedeckt, die eine bestimmte Konstellation (punktemäßig) belohnt.

Schon kurz nach Spielbeginn spürt man einen immensen Druck, bestimmte Felder besetzen zu wollen. Hier sind gerade die Felder, auf denen es einen Schlüssel gibt heiß begehrt. Ein Schlüssel ist immens vonnöten, will man in der inneren Stadt bauen. Hier gibt es dann auch die fettesten Punkte zu ergattern. Vorsicht: man vergisst gerne, dass man nicht zwingend schnell seine Häuser verbauen muss. Dafür gibt es keine Punkte, wie etwa bei Thurn und Taxis.

So besitzt die Goldene Stadt wesentlich mehr Drive als Valdora und ist dadurch der deutlich bessere Schacht.

Hab und Gut von Winning Moves ist mir in Essen 2008 durch die Lappen gegangen, da mich Jeff's Aber bitte mit Sahne mehr interessierte.

Jeweils zwei benachbarte Spieler teilen sich eine Auswahl aus 8 Spielkarten. Mithilfe der Karten kann man die Kurse der verschiedenen Warensorten beeinflussen. Jeder Spieler verfügt also nur über einen Teil der Informationen. Dazu kommt, dass nicht alle Karten im Spiel sind. Zuerst kann man bis zu 3 Anteile kaufen oder verkaufen, dann werden die Kurse manipuliert und am Ende einer Runde darf man einen Anteilsschein an die Kirche spenden. Das Verzwickte: es werden zwar alle verfügbaren Karten gespielt, welche die Kurse beeinflussen, allerdings muss man von je zwei Karten stets einen Wert halbieren - ein schönes Dilemma.

Bei Spielende zählt der Wert der eigenen Anteile und das eingenommene Geld, allerdings fliegt der Spieler raus, der am wenigsten gespendet hat (ganz in Kleopatra und die Baumeister-Manier oder aktuell: Livingstone). Bei einer Zwischenwertung erfährt man, wo man in etwa steht.

Ich muss sagen, ich bin überrascht, wie viel Spielspaß in der recht unauffälligen Schachtel steckt. Es kribbelt bei jeder Einflusskarte, die gespielt wird. Bekomme ich überhaupt noch einen der potenziell wertvollsten Anteilsscheine? Hier empfiehlt sich den Kauf auf zwei Anteile derselben Sorte zu beschränken, denn sonst schaut der hintensitzende Spieler in die Röhre. Antizyklisch Agieren kann auch eine Erfolgstaktik sein: Ich verkaufe, wenn andere noch am Kaufen sind und bin dann flexibler - die richtigen Einflusskarten vorausgesetzt. Zu fünft ist der Einfluss zwar geringer als zum Beispiel zu dritt, dafür ist auch die Chance höher, dass das gespendete Geld einem nicht den Garaus macht. Daumen hoch!

Bürger, Baumeister und Co wurde zum 150 Jährigen Jubiläum des Frankfurter Saalbaus veröffentlicht. Vom Cover her können wohl nur sehr gute Kenner der Mainmetropole diese auch erkennen. In verschiedenen Stadtteilen gilt es Gebäude zu errichten (Plättchen zu platzieren). Dafür gibt es zum einen Punkte, zum anderen zusätzlich Geld, oder Extrapunkte. Die Gebäudeplättchen gibt es in 3 verschiedenen Arten, was wichtig für die Punktevergabe ist, denn wenn man sein Plättchen legt, bekommt man zu den Punkten für das Plättchen noch die Punkte für alle anderen Plättchen dieser Art in diesem Stadtteil. In jedem Stadtteil kann auch ein "großes Gebäude" errichtet werden, dazu stellt der Spieler einen seiner Baukräne auf das entsprechende Feld, zahlt eine oder zwei Münzen und erhält Punkte + 4 oder sogar doppelte Punkte. Die Gebäudeplättchen bekommt man über eine Art Marktrondell. Hier liegen immer 5 Plättchen aus, davon bekommt man eines umsonst, die anderen kosten eine oder zwei Münzen. Schluss ist, wenn hier nicht mehr aufgefüllt werden kann.

Man erkennt sofort die Handschrift des Autors: kurze Züge, diverse Wahlmöglichkeiten und eine clevere Wertung bei niedriger Spieldauer und Einstiegshürde. Leider fehlt auch das Thema und das Flair des Spiels, welches es zu etwas Besonderem machen würde, deshalb bleibt nur das Prädikat Durchschnitt.

Bereits aus dem Jahr 2008 ist Strozzi vom Massenautor schlechthin: Reiner Knizia. Der Name kommt nicht von ungefähr, erinnert das Spiel etwas an Medici und Medici vs. Strozzi.

In jeder der 3 Runden kommen Schiffe zufällig ins Spiel. Jeder Spieler verfügt über 3 Bietplättchen. Mit einem kann er eine Warensorte, mit einem anderen den Wert des Schiffes erhöhen und mit dem dritten das Schiff sicher in Besitz nehmen. Zu blöd, dass die Bietplättchen dann in dieser Runde nicht mehr zur Verfügung stehen.

Durch Erwerb der Schiffe steigt der Einfluss auf eine Ware, der Einfluss auf der "Tie-break-Leiste", oder man bekommt einen Spezialchip, der bei Spielende gewaltig Punkte bringt und eben der Wert des Schiffes selbst. Laufende Punkte erhält man für seinen Wareneinfluss und seine Schiffswerte.

Wo Knizia draufsteht, ist auch Knizia drin: mit wenigen einfachen Mechanismen schafft es der Meister eine hohe Spieltiefe, sowie eine gewaltige Spannung zu kreieren. Beim Ende jeder Runde kommt noch ein Schuss "Zocken" dazu… brillant!

Keine Kommentare: