Donnerstag, 29. Oktober 2009

Die Spielemesse aus Verlagssicht

Nun ist sie also schon wieder vorbei, die Spielemesse 2009.

Zum ersten Mal konnte ich komplett hinter die Kulissen schauen und das Treiben vom eigenen Stand aus beobachtet.

Ich muss sagen, ich war schon sehr nervös, als der Messetermin immer näher kam. Mit solchen Sachen, wie Pressekonferenz, Neuheitenschau, Aufbauzeiten etc. hatte ich noch nie vorher zu tun gehabt. Vor allem brannte ich darauf, wie mein Spiel ankommen würde. Die größte Angst, in der Masse an Neuerscheinungen unter zu gehen und nicht wahrgenommen zu werden bestätigte sich nicht. Nach der Zahl meiner Vorbestellungen war das auch nicht wirklich zu erwarten.

Tja – nur ein halber Messestand, das sind 5 Quadratmeter, sind schon sehr wenig. Dort muss ein Spieltisch und ausreichend Spiele untergebracht werden (nicht dass man während eines Messetages nachladen muss), außerdem ein Pult, von dem aus die Kunden bedient werden können.

Das ist Platzmäßig schon sehr grenzwertig, funktionierte dann aber doch recht gut.

So eine Spieleveröffentlichung ruft natürlich auch viele Händler, Onlineshops und nicht zuletzt Spielekritiker, Spieleclubs auf den Plan. Hier verdichteten sich die Probleme, die ich mit einem zu niedrig angesetzten Verkaufspreis bekommen sollte im Bezug auf die Zahlbereitschaft der Händlerschaft. Trotzdem denke ich, dass ich das im nachhinein ganz gut gelöst habe und sich ein drastischer Preisverfall (der unfair meinen Direktkäufern gegenüber gewesen wäre) nicht einstellen wird.

Mir wurde vor Augen geführt, wie viele Spielekritiker es geben muss. Hier ist es schwer einzuschätzen, wer für mich wichtig ist und mich weiterbringt, und wer eher nur ein günstiges Exemplar abstauben will.

Am ersten Messetag war ich wohl ein wenig zu freigiebig, aber das hat mich für die restlichen 3 Messetage gestählt, sodass es die Nachfragenden deutlich schwerer hatten, ihr Rezensionsexemplar günstig zu bekommen.

Ein paar Worte muss ich auch noch zum Juryabend (Spiel des Jahres) verlieren, zu dem wir überraschenderweise eingeladen wurden. Im Vorfeld war ich da eher skeptisch, weil es nicht unbedingt meine Welt ist, sich gutgekleidet zu präsentieren, vor allem auch, weil ich noch viel zu wenig Leute kenne. Das who is who der Spieleszene gibt sich dort ein Stelldichein. Ob Autoren (Andreas Seyfarth, Michael Schacht...), Grafiker (Michael Menzel, Matthias Catrein), Verleger (Peter Eggert, Torsten Gimmler) oder Presse (Online- oder Printmedien). Da kam man sich natürlich anfangs etwas verloren vor.

Zuerst hat die Jury Spiel des Jahres über ihre Arbeit berichtet und danach ihren Mitbegründer Tom Werneck verabschiedet, bevor es zum gemütlichen Teil überging (Buffet und freies Neuheitenspielen). Wir hatten einen netten Tisch mit Leuten, die alle selbst zum ersten Mal dem Juryabend bewohnten. Das schweißte zusammen und half, die Unsicherheit zu besiegen.

Wir hatten dann mit einer Partie Die Tore der Welt viel Spaß (Eindrücke davon gibt' an anderer Stelle) und mussten leider viel zu früh den Abend beenden.

Weitere tolle Erlebnisse zeichneten sich am letzten Messetag ab, als zum Beispiel besagter Tom Werneck bei mir am Stand auftauchte, um locker aus dem Nähkästchen zu plaudern und auch interessiert meiner ersten Verlagserfahrungen lauschte, oder als Klaus Jürgen Wrede sich interessantes zu seinen Carcassonneveröffentlichungen entlocken ließ. Das alles zeigt nur, dass im Grunde alle Spieler gleich sind und dieselbe Sprache sprechen, egal wie renomiert sie mittlerweile auftreten.

Was zu kurz gekommen ist, sind die Neuheiten, aber irgendwie hatte mir gar nichts gefehlt – so sehr hat mich die Messe in den Bann gezogen und als Verlag gefangengenommen. Die nächsten Wochen kommen dann die Spiele dran.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Wertvoller Montag!

Heute, in der Viererbesetzung schafften wir es, gleich mehrere Spiele hintereinander wegzuzocken.

Wir wollten eigentlich noch ein wenig am Hauptmann von Köpenick arbeiten und diverse Ideen ausprobieren, aber dazu ist noch etwas mehr Vorarbeit nötig. Da die beiden anderen (Rolf und Florian) Jeffs vorzügliches Aber bitte mit Sahne noch nicht kannten, spielten wir gleich 2 Runden durch. Ich liebe das Spiel und auch die anderen waren sehr angetan.

Dann wollte Jeff noch einen älteren Prototypen testen, denn er möchte ihn einem Kleinverlag vorstellen. Es geht darum mit Fröschen auf Seerosen zu ziehen und diese dabei einzusammeln. Durch das Ziehen beeinflusst man auch den Wert der Farben, die später dann für die Endwertung wichtig sind. Ein nettes, flottes Spiel, das allerdings sehr abstrakt ist. Es funktioniert und macht auch ziemlich Spaß, allerdings fehlt das besondere Etwas.

Danach konnte ich noch einmal Takla Makan, mein Wüstenlaufspiel testen, bevor die letzten Regeldetails ausgearbeitet werden und das Spiel beim Hippodice Autorenwettbewerb eingereicht werden kann. Hier kam es noch zu wertvollen Tipps, wie man dieses sehr runde und ansprechende Spiel noch einen Tick besser machen kann. Das schaffe ich noch in dieser Woche.

Als letztes testeten wir Jeffs Pisa, eigentlich von den Grundzügen her ähnlich zu dem Froschspiel: man sammelt etwas, pusht damit allerdings andere Farben... ein Dilemma! Leider ist das Ende noch unausgegoren und die Taktik kommt doch etwas kurz.

Ich glaube, das war dann erstmal der letzte Spieleabend vor der Spielemesse, denn für mich ist nächsten Dienstag in aller Frühe hier Abfahrt – zuerst die restlichen Spiele direkt vom Werk abholen, dann einen kleinen Abstecher bei meiner Mutter in der Heimat (zum Übernachten) und schließlich Mittwoch Morgen wieder in aller Frühe Richtung Essen.

Ich bin total nervös und tierisch gespannt!

Montag, 12. Oktober 2009

Doppelblog die Zweite

Das Veröffentlichen im Eigenverlag, so positiv die Reaktionen bis jetzt sind hat einen großen Nachteil: man kommt zu nichts mehr... sei es die Entwicklung neuer Ideen (ich sehe die Deadline des Hippodice Autorenwettbewerb bedrohlich näher kommen), sei es das Berichten von seinen Spieleabenden, sei es das Laben abseits vom Spielen.
Nun habe ich wieder einmal den letzten Montag in der Spielwiese und den Donnerstag bei Peer zusammengefasst.
Montag waren wir nur zu dritt, aber es waren andere Leute wie sonst, sodass ich neue Reaktionen und anderes Spielverhalten zu meinem neuen Prototyp Caledonean Laird beobachten konnte. Außerdem funktionierten die Änderungen seit der Vorwoche wirklich sehr gut. Es ist Zeit, die Regel zu Papier zu bringen.
Danach wollte bei Pandemie einmal mehr die Welt gerettet werden, was uns recht entspannt gelang.
Es war zwan noch recht früh und die Zeit hätte noch für ein weiteres Spiel gereicht, aber ich wollte an dem Tag einfach nach Hause.

Peer ist ja dafür bekannt, sich vor allem Importspiele zuzulegen. Ich dachte die letzten beiden Spiele Steel Driver und Saigo no Kane seien die letzten ungespielten überbleibsel aus dem Spielejahr 2008, aber da öffneten sich noch weitere Pforten:
Confucius von JKLM-Games mutet von den Mechanismen ganz wie ein italienisches Spiel an, aber hier stecken wirklich nur Engländer dahinter! Bei seinem Erscheinen sorgte Confucius mit seinen originellen Mechanismen für Aufsehen. Wir befinden uns in China, versuchen Minister zu bestechen, Armeen zu rekrutieren um in angrenzende Länder zu Marschieren und senden Flotten aus. Das alles bringt Siegpunkte... manche sofort, die Meisten bei Spielende. Was soll daran originell sein? Ich kann meinen Mitspielern Geschenke machen, die dadurch in meiner Schuld stehen. Wenn irgend ein Machtkampf entbrennt, muss mich dieser Mitspieler unterstützen. Er darf mich auch nicht bei der Zahl bestochener Minister übertreffen. Natürlich kann man diese Schuld auch durch ein besseres Gegengeschenk abgelten. Die Art, wie man seine Aktionen einsetzt ist ebenfalls sehr gelungen. Mindestens zu viert sollte man aber schon sein, sonst kommen die einzelnen Elemente nur bedingt zum Tragen. Allerdings frage ich mich, wer bei der Mechanismenflut den Überblick behalten soll? Das wirkt sich natürlich auch auf die Spieldauer aus. Elegantes Spieldesign sieht anders aus. Die mäßig ansprechende Grafik verstärkt noch die durch und durch abstrakte Abhandlung. So steht ein zwar in Ansätzen interessantes, aber im Endeffekt zu arbeitsintensives "Spiel", dem eben das "Spielerische" fehlt.
Ein "Nobrainer" wollte den Abend aber noch gespielt werden und so packte uns Peer Scripts and Scribes vom Miniverlag Doctor Finns Card Company auf den Tisch. Der Kartenstapel besteht aus Geldkarten mit den Werten 1-3, sowie Karten von verschiedenen "Ständen", die ebenfalls unterschiedliche Werte aufweisen. Auf einer zentralen Ablage befindet sich zu jedem Stand ein Würfel. Dieser zeigt an, wieviel die Kartenmehrheit bei Spielende Wert ist. Der erste Durchgang ist flott gespielt: der aktive Spieler schaut sich nacheinander eine bestimmte Zahl Karten an und entscheidet bei jeder einzelnen, ob er sie behält, auf einen verdeckten Stapel legt, oder offen in die Tischmitte. Danach nehmen die anderen Spieler reihum eine der Karten aus der Mitte. In einem zweiten Durchgang werden die verdeckt gelegten Karten versteigert: Um Geldkarten wird mit "Ständekarten" geboten, um Ständekarten mit dem Geld.
Was wir hier haben, ist ein Spiel, das leider nur in einer recht kleinen Auflage als Importspiel erhältlich ist. Das ist sehr schade, denn Scripts and Scribes bietet sehr kurzweilige Unterhaltung, ohne allzu trivial zu sein. Man muss gut beobachten, was die anderen Spieler sammeln und wo es Sinn macht, seine Karten beim Bieten auszugeben. Sicher, das Glück spielt eine Rolle, passt hier aber wunderbar zur Leichtigkeit des Spiels. Vielleicht erkennt das ein hiesigerVerlag und macht diesen Geheimtipp einem größeren Publikum zugänglich.