Montag, 10. Mai 2010

Beinahe in Frankreich

Der Samstagsfeiertag machte einen Besuch in meiner Heimat möglich. Nur 2 Km von der Französischen Grenze sollte der Spieleabend bei Hubert stattfinden.

Erstes Spiel war Langfinger aus dem reichen Fundus von Pegasus Spiele wurde von Knut Happel und Christian Fiore erdacht, die eigentlich als Haus und Hofautoren von Goldsieber Spiele gelten.
Wir haben einen Spielplan, der von der Größe her zwar ausreichend, aber optisch ziemlich mickrig auf dem Tisch wirkt... zudem ist er wirklich abscheulich hässlich. Dort befindet sich in der Mitte eine Zählleiste von 0 - 20 Punkten, sowie verschiedene Orte (Museum, Ruine, Hafen...). An den Orten setze ich von meinen 3 Steinen ein, um dort etwas zu erreichen. An einem Ort gibt es aus einer Auslage 2 Einbruchswerkzeuge, woanders liegen Tresore, Kisten, Vitrinen etc. aus, die jeweils andere Werkzeuge benötigen. Am dritten Ort kann ich meine Werkzeuge gegen andere (vorzugsweise zu einem günstigen Kurs) tauschen und am letzten Ort mache ich meine Beute schließlich zu Punkten.
Es gilt: wer früher einsetzt, greift früher zu. Ganz wie im wahren Leben. Erreicht ein Spieler 20 Punkte, endet das Spiel.
Langfinger ist ein sehr einfaches und reduziertes Worker placement Spiel, bei dem vor allem die Limitierung auf nur 3 Steine sehr zu schaffen macht. Der Rest spielt sich flott und unangestrengt runter und macht viel Spaß, wenn es mal nicht so sehr denkintensiv sein soll. Vor allem der Druck gegen Spielende gefällt: kann ein Spieler schon Schluss machen, oder haben wir noch eine Runde?

Morgenland - das Kartenspiel zeigt fast ein 1:1 Abbild zu dem Brettspielklassiker. Wir haben die gleichen Orte (Drachenhöhle, Karawanserei, Zauberkarten und den Palast, wo es die Spielentscheidenden Artefakte gibt), aber nur 5 Bietkarten (1-5). Das beschleunigt den Ablauf. Wurden die letzten Artefakte vergeben, endet das Spiel und das gilt es genau zu beobachten. Zu gerne sammelt man weiter Drachenschätze und vergisst die Artefakte. Obwohl das Kartenspiel die Nähe zum Brettspiel vorweisen kann, fehlt dem Kartenspiel gänzlich die Atmosphäre und somit eine richtige Seele. Das bremst die Spannung und leider auch den Spielspaß. Das Kartenspiel stellt keinen wirklichen Ersatz zur Mutter der "blind-bidding games" dar.

Danach bekamen wir noch Spielerzuwachs und mein Ikarus wollte getestet werden. Ich hatte den Upgrademotor weiter abgeschwächt und tatsächlich: dieses mal schien alles zu passen. Ein paar grafische Verbesserungen noch, dann kann es schon fast einem Verlag angeboten werden.

Den Abschluss bildete eine Runde Magister Navis. Trotz meines durchwachsenen Abschneidens jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis.

Schon einen Abend danach fand der nächste Spieleabend statt. Dieses mal mit einem weiteren Test von Porto Carthago. Die beiden anderen kannten das Spiel noch nicht, also hieß es zuerst einmal erklären. Schon nach wenigen Aktionen waren aber die Abläufe klar. Kurioserweise wurden fast nur Waren verladen, nicht selbst ein Schiff ausgeschickt. OK, die Kapitänsaktion war anfangs sehr teuer. Gegenüber der letzten Tests ging es hier auch wieder mal über die vollen 5 Runden. In der letzten Runde konnte ich noch 4 Pöppel auf dem Intrigepfad platzieren und mir so knapp den Sieg sichern. In ca. 80 Minuten war bis zuletzt unklar, wer das Spiel wohl gewinnen würde. Diese Spannung faszinierte die beiden. Da sich kaum noch Änderungen ergeben werden, konnte ich das Spielgeschehen auch genießen - sonst gibt es immer viel mehr Drumherum zu beachten.

Das zweite Spiel des Abends kannte ich noch nicht: Tobago.
Zoch stehen auch hier wieder für tolles, hochwertiges Material. Auf einer Karte mit verschiedenen Landschaften werden Hütten, Palmen und Steinfiguren platziert. Die 4 Handkarten zeigen jeweils Plätze auf der Karte mit einer bestimmten Eigenschaft (z.B. am Strand, im Gebirge, neben einer Palme...). Diese Karten ordnet man einer Schatzart zu. Je mehr Karten bei einer Schatzkarte liegen, desto genauer lässt sich ein fixes Feld bestimmen, auf dem dann der Schatz zu heben ist. Die Spieler fahren dann mit ihrem LKW zu diesem Feld, denn es lockt ein Vorteil. Wird ein Schatz gehoben, bekommen alle beteiligten Spieler Karten mit Goldstücken, aber nicht einfach so, sondern nach einem pfiffigen Mechanismus: Jeder schaut sich soviele Goldkarten an, wie er Einfluss an der Schatzentdeckung hatte, dann wird eine Goldkarte vom Stapel zugefügt, diese gemischt und nacheinander aufgedeckt. Jedes mal werden die beteiligten Spieler gefragt, ob sie das aufgedeckte Gold nehmen, oder noch warten wollen... ich liebe diesen Mechanismus! Schluss ist, wenn die letzte Goldkarte vergeben wurde.
Im Vorfeld wurde Tobago bereits als Klassefamilienspiel gelobt. Das kann ich weitestgehend bestätigen. Die moderate Spieldauer, der etwas moderatere Glücksfaktor und das immer mehr machen wollen, sorgen für großen Spielspaß. Einzig bei der Bestimmung der genauen Schatzlage ist Übersicht erforderlich und zudem etwas Verwaltungsaufwand, der möglicherweise nicht jeder Spielgruppe zuzumuten ist, gerade im Hinblick auf die Spiel des Jahres Kandidaten 2010. Man wird sehen, ob's zumindest für eine Nominierung reicht.

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