Am ersten Abend waren wir zu viert und starteten mit Wadi, das uns in Essen 2007 recht ratlos zurückgelassen hatte. Eine zweite Chance hatte das Spiel sicher verdient. Leider bestätigte sich der erste Eindruck: recht unplanbare abstrakte Gurke. Die Plättchen designed ein Anfänger nach der ersten Unterrichtsstunde Photoshop schöner. Dass jemand, der das Spiel noch nie gespielt hatte gewonnen hat spricht Bände. 2 x Wadi reicht mir dann doch.
Nun war die Frage, wie wir den Abend weiter gestalten wollten. Das Zepter wurde gefordert und ich hatte Phoenicia dabei, welches ja von den Mechanismen ähnlich ist bei deutlich knapperer Spielzeit, also wagten wir zuerst eine Runde Phoenicia. Da es keiner kannte, brauchten wir eine stattliche Stunde, aber bis auf eine Mitspielerin hatten wohl alle Freude an dem Spiel. Leider ließ diese Mitspielerin ihrem Unmut bereits ab der zweiten Spielrunde freien Lauf, dass es immer stressiger wurde sie zu ertragen. Damit sie wieder versöhnt werden konnte, ließen wir ihr die Freude und spielten auch noch das Zepter von Zavandor. Hier gab es zunächst Stress mit der Wahl der Charaktere und als das Spiel dann noch an der betreffenden Person vorbeilief, trübte sich auch hierbei der Spielspaß doch merklich.
Am Folgetag sollten wir wieder zu viert sein. Erstes Spiel war Kingsburg, das ich mir jetzt trotz des stolzen Preises zugelegt hatte, weil ich es einfach sehr sehr gut finde! Die Mitspieler waren ebenfalls sehr angetan. Leider hatte ich die Feinde bei Jahresende etwas unterschätzt, sodass ich 2 Gebäude abreißen musste. Dazu noch schlechte Würfe in den letzten Durchgängen, das konnte nur mit dem letzten Platz bestraft werden.
Danach war es Zeit für Knizias feines und sehr unterschätztes Spiel Handelsfürsten - Herren der Meere. Ein weiteres Mal kristallisierte sich heraus, dass die Sonderkarten, die 2 Extrageld bringen bei weitem die Mächtigsten sind. Im Gegensatz dazu ist die Sonderkarte, die es erlaubt einen Extrawürfel zu tauschen überteuert und somit sehr unattraktiv.
Ein weiteres „großes“ Kartenspiel sollte mit Die Wiege der Renaissance folgen. In Essen waren wir hier an einen überforderten Erklärbären geraten, der uns das Spiel nicht attraktiv näher bringen konnte. Dieses Mal aber sollte es weitaus mehr Spaß machen, da man wohl diese Spielerfahrung braucht, um den Überblick zu behalten. Fazit: es lohnt sich dem Spiel einen zweiten Blick zu schenken, auch wenn es durch die vielen Regeldetails natürlich ziemlich verkompliziert daherkommt.
Abgerundet hatten wir diesen schönen Abend mit Ausgerechnet Uppsala, wenn man schon mal eine Runde zusammen hat, die sich nicht gegen Geografiespiele sträubt.
Einen weiteren Abend später konnte ich das erste Mal meinen neuen Prototypen am Menschen testen: Salisbury. Eine detaillierte Beschreibung gibt’s dann demnächst bei meinen Projekten zu sehen. Ich hatte im Vorfeld ein wenig Bammel, aber der war nicht gerechtfertigt. 20-30 Minuten dauerte die 3er Runde und offenbarte kleinere Schwächen, die aber nicht im Ablauf, sondern bei der Wertung zu tragen kamen. Hier lässt sich auch sehr gut ansetzen.
Danach konnte ich endlich mal wieder ein mir bisher unbekanntes Spiel kennen lernen: Ziegen Kriegen! Von den Karten mit den Werten 1-50 werden je 8 an die Spieler ausgeteilt und dann in Stichspielmanier ausgespielt. Auf jeder Karte befinden sich eine oder mehrere Ziegen, die am Ende Punkte bringen, oder wenn eine bestimmte Summe an Ziegen überschritten wird, eben auch keine Punkte! Und hier liegt der Reiz: wie hoch diese Summe sein darf, ergibt sich erst während des Spieles. Erst nach 4 von 8 Runden hat man darüber Gewissheit, wie viele Ziegen man haben darf. Das Ganze ist natürlich ziemlich abhängig von den Handkarten und mit 3 Spielern auch nicht wirklich spaßig, aber in der größeren Runde könnte ich mir schon einen recht hohen Spaßfaktor vorstellen, wenngleich es nicht ganz an 6Nimmt heranreicht.
Den Abschluss sollte Ming Dynastie bilden, das uns seinerzeit in Essen sehr lückenhaft erklärt wurde. Heute entdeckte ich einige Punkte, die wir damals falsch gespielt hatten, die aber durchaus Sinn machen. Dadurch gewinnt das Spiel schon ein wenig an Güte, wenngleich es trotzdem kein Überflieger ist. Dazu ist es einfach zuviel Arbeit, zuviel Wertungseintopf und zu grübellastig. Mittlerweile hat sich schon bestätigt, dass das Spiel weitestgehend untergegangen ist, da es in einem ganz starken Jahrgang 2007 einfach deutlich bessere Spiele gibt.
Nach einem Tag anderer Musen fand am 4.3. mein letzter Spieleabend in der Heimat statt. Mit Erschrecken musste ich sehen, dass dieselbe Mitspielerin, die uns 4 Tage zuvor den Abend verdorben hatte wieder vor Ort war. Zum Glück konnten wir zwei Runden bilden und ich mich an den anderen Tisch retten ;-)
Hier waren schon einige der Neuheiten aus Nürnberg am Start und so stürzten wir uns gleich auf Toledo, da es ein optischer Leckerbissen ist. Der Ablauf ist recht einfach: ist man an der Reihe macht man genau eine Aktion, so ist man normalerweise wieder schnell an der Reihe.
Man kann sich Kartennachschub besorgen, Geschäfte einsetzen oder sich bewegen. Durch das Nutzen eingesetzter Geschäfte gewinnt man Metall sowie Edelsteine, aus denen Schwerter geschmiedet werden. Diese sollte man dann auch mit seinen Figuren ins Ziel bringen, um bei der Punktevergabe vorne dabei sein zu können. Wir spielten alle total aus dem Bauch heraus und so ergab es sich, dass das Spiel sehr schnell zu Ende war, auch wenn es eigentlich punktetechnisch nicht optimal war so zu spielen. Das kann es doch nicht gewesen sein oder? Wir beschlossen einhellig sofort eine Revanche zu spielen. Dieses Mal achteten wir eher darauf besser zu spielen und uns eher zu überlegen, welche Züge wohl optimal zu sein scheinen. Na ja… irgendwann war auch die zweite Runde vorbei und zurück blieb ein Gefühl von verschwendeter Zeit. Ein Spiel, das die Welt nicht braucht und bei dem ich mich frage, wen es ansprechen soll. Optisch in erster Linie den taktisch orientierten Spieler, der dann aber recht schnell ob der spielerischen Belanglosigkeit enttäuscht wird. Den Gelegenheitsspieler dürfte die Optik eher abschrecken, strahlt sie doch ein spielerisches Schwergewicht aus. Na ja, die Zeit wird zeigen ob ich richtig liege.
Zweites Spiel des Abends war das sehr einfache Pingu Party von Knizia! Wo nimmt der Kerl nur immer diese banal einfachen Ideen her? Alle Karten werden verteilt und nacheinander versuchen die Spieler diese abzulegen und somit loszuwerden. Mit den abgelegten Karten bildet man eine Pyramide. Natürlich darf man nicht jede Kartenart überall hinlegen. Kann keiner mehr eine Karte spielen, endet eine Runde und für Handkarten gibt es Minuspunkte. So enttäuschend Toledo war, so positiv überrascht war ich von diesem Spiel, gerade, weil die Erwartung sehr niedrig gewesen ist. Ein niedlicher, netter kleiner Absacker, mit dem man auch Spieleanfänger an den Tisch bekommt.
Irgendwie sollten an dem Abend aber keine wirklich tollen Spiele auf dem Tisch landen. Das bestätigte auch das nächste Spiel: Der Fluch der Mumie. Das Spielbrett wird senkrecht auf den Karton gesteckt. Ein Spieler verkörpert die Mumie und die anderen Spieler sind Forscher, die bestimmte Artefakte ansteuern müssen. Das Ganze geschieht mittels Magnetfiguren (ein sehr origineller Mechanismus). Erwischt die Mumie einen Forscher, so muss dieser ihr ein Lebensplättchen geben. Gezogen wird mittels Würfeln. Recht schnell wurde klar, dass die Forscher kaum eine Chance haben und so war dieses Spiel wenigstens schnell vorbei, da wir wohl nicht die richtige Zielgruppe dafür sind.
Da wir wenigstens ein sehr gutes Spiel gespielt haben wollten, konnten wir mit Handelsfürsten gar nichts falsch machen. Hier hatten wir doch tatsächlich immer ein Detail falsch gespielt, aber wenigstens hat sich das jetzt aufgeklärt, gerade im Hinblick auf meine anstehende Rezension.
Schöööön war’s… ich komme wieder!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen