Montag, 15. April 2013

Oberhof Bericht Teil 1

Nach Ostern war endlich wieder Oberhof-Zeit. Für mich endlich die Chance etliche Neuheiten unter die Lupe zu nehmen. Mit eigenem Verlag kommt man sonst kaum mehr dazu, sich einen Überblick zu verschaffen. Neben all den bekannten Gesichtern, ging es vor allem ums Spielen:

La Boca
Bauen mit wechselnden Partnern, das ist bei La Boca angesagt. Eine Aufgabenkarte wird in die Ausbuchtung der Spieleschachtel gesteckt und nun bauen 2 Spieler so schnell wie möglich die vorgegebene Figur. Je schneller das klappt, umso mehr Punkte erhalten beide. Hat jeder einmal mit jedem gebaut, endet die Partie. Es gibt noch Karten mit schwereren Aufgaben.
Erinnert frappierend an Make’n’break? Bedingt... Durch das Paarspiel und die andere Aufgabenstellung besitzt La Boca ein Alleinstellungsmerkmal. Das trickreiche Versteckenmüssen mancher Steine sorgt für zusätzliche Spannung. Leider trägt der Ablauf nicht allzulang und nach ein paar Durchgängen wird man der Aufgaben müde. Außerdem ist dem Spiel nicht unbedingt zuträglich, dass die “Nichtbauer” zuschauen müssen (Zeit messen und Punktechips verteilen zähle ich jetzt mal nicht zu hochtrabenden Aufgaben).
Kann ein paarmal Spaß machen, aber mehr steckt nicht dahinter.


Augustus
Bingo mit Thema - war der erste Satz des Erklärers und das trifft es dann auch. Wir haben stets 3 Aufträge vor uns liegen. Ein Spieler zieht Symbole unterschiedlicher Häufigkeit aus einem Sack und sagt diese laut an. Jetzt dürfen alle Spieler einen Legionär auf dieses Symbol stellen (falls sie überhaupt so ein Symbol auf ihren Aufträgen haben. Wurden alle Symbole eines Auftrages abgedeckt, ruft der Spieler Bin... äh - Ave Caesar und nimmt sich einen neuen Auftrag aus der Auslage. Es gibt Bonustafeln für bestimmte Sorten Aufträge und hat ein Spieler den siebten Auftrag erfüllt, endet die Partie.
Viel ist es wirklich nicht, was Augustus inhaltlich zu bieten hat, aber ähnlich wie bei 7 Wonders sind auch hier alle Spieler immer im Geschehen und es entsteht ein geselliges Miteinander. Die taktischen Momente sind dünn gesät und trotzdem: verdammt, das Teil macht einfach Spaß will man mal nicht 2 Stunden über dem Spielbrett grübeln.


Via Appia
Die Römische Prachtstraße will errichtet werden. Es gibt auf dem Plan 3 Bauabschnitte, die nacheinander fertigzustellen sind. Dafür braucht man Baumaterial, das man sich besorgt und auf einem Wagen lagert. Sind Teile der Straße fertiggestellt, bewegt man seine Figur in Richtung des nächsten Stadtteils... für all das gibt es Punkte und das klingt auch absolut wenig aufregend, wenn da nicht das absolute Highlight des Spieles wäre: der Schieber! Viele werden sicher die Geldautomaten kennen, die man mit Münzen füttert und wenn es der Dauerschieber gut mit einem meint, fallen auf der anderen Seite am besten mehr Münzen über die Kante. Das Ganze ist hier in einer genialen Konstruktion nachgebildet.
Wir hatten gleich mehrfach großen Spielspaß und Schadenfreude, wenn der Schieber mal nicht so will, wie geplant. Oft profitiert der Hintermann vom Unvermögen des Vorgängers, aber so ist das nunmal. So hätte ich gesagt: tolles Spiel! Allerdings gibt es eine Konstellation, die den Spielfluss zum Stocken bringt: wenn auf einem Staßenabschnitt nur noch eine Straßenplatte zu bauen ist und keiner mehr Interesse daran hat. Für dieses Problem sorgt die Tatsache, dass man für den Bau von 2 Straßenplatten auf einmal eine Münze zusätzlich erhält und die will man möglichst immer abgreifen. So bleibt doch ein fader Nachgeschmack zurück.


Qwixx
Würfelspiele haben schon länger Hochkonjunktur. Auch Qwixx schlägt in diese Kerbe. Wie bei Würfelbohnanza sind alle Spieler immer im Geschehen und können das Würfelergebnis mitnutzen. Man will möglichst viele Zahlen der Reihen von 2-12 ankreuzen, allerdings darf man die Reihen per Vorgabe nur in einer Richtung (Aufsteigend oder Absteigend) erwürfeln. Das sorgt für schöne Zwänge. Vermeiden will man immer einen Fehlwurf (=Minuspunkte), aber das lässt sich gerade gegen Ende nie ausschließen, schließlich entscheidet überwiegend der Würfel.
Was für Augustus gilt, gilt auch hier: es geht nicht um viele taktische Finessen, es geht um das gemeinsame Spielerlebnis und der Spielspaß stimmt bei Qwixx einfach. Schnell genug hat man eine Partie durchgerockt und lässt gerne eine Weitere folgen.


Pelican Bay
Der Nachfolgeverlag der Drei Magierspiele legt mutig los: Pelican Bay schaut sehr hübsch aus und ist so etwas wie ein Wolf im Schafspelz. Das niedlich-schöne Äußere richtet sich an den taktisch orientierten Spieler. Mit 2 Plättchen auf der Hand versucht man möglichst clever ein großes Gebiet zu vergrößern oder eventuell sogar eines abzuschließen, was einen Doppelzug ermöglicht und eine Pelikanfigur bringt. Gezählt werden die Punkte ganz altmodisch mit Stift und Papier.
In der Theorie liegt der Trick darin, große Gebiete so zu vergrößern, dass nachfolgende Spieler schwierigkeiten haben, ebenfalls von diesem Gebiet zu antizipieren. Leider bleibt es bei der Theorie, denn mit nur 2 Plättchen auf der Hand sind die Möglichkeiten sehr begrenzt. Gegen Ende verfällt das Ganze dann noch in eine Grübelorgie - so funktioniert Spielspaß nicht. Viel gewollt, aber gescheitert.


Kakerlakak
Die Spielschachtel wird zum Spielfeld umfunktioniert. Darauf befinden sich Wege, die mittels beweglicher “Tore” variabel gestaltet werden können. In der Mitte... und jetzt kommt der Clou, wird eine kleine Kakerlake freigelassen. Diese birgt eine kleine Batterie und vibriert, wenn man den Schalter betätigt. Durch das Vibrieren sucht sich die Kakerlake den Weg über das Spielfeld, bis es ein Spieler schafft, sie in seine Falle locken. Wer das 5x geschafft hat gewinnt. Auf sehr unterhaltsame Weise wird hier die gesamte Familie an den Tisch gebracht und mit einer tollen, frischen Spielidee überrascht. Die Kakerlake ist der Eyecatcher und sorgt alleine schon für Aufforderungscharakter. Ob der Spaß länger anhält, lässt sich bezweifeln. Glücklicherweise hält sich der Lärm, den das Getier verursacht in Grenzen und so schont man die Nerven seiner Umgebung.


Voodoo Mania
Oh je, ein Hektikspiel... dachte ich zuerst, aber als es losgeht, ist man sofort mit allen Sinnen dabei. Man bekommt einen Stapel Karten ausgeteilt, von denen man immer 3 auf der Hand hält. In der Mitte liegt eine Karte aus. Auf den Karten befinden sich 4 von 5 verschiedenen Gegenständen in 4 von 5 verschiedenen Farben. Nun will man so schnell wie möglich eine seiner Handkarten loswerden, die genau das fehlende Teil zeigt und so weiter. Noch besser wird es, wenn man eine Karte legt, auf der genau das fehlende Teil auch fehlt. Dann ruft man “Voodoo Mania” und jeder Spieler bekommt eine Strafkarte. Wäre das nicht schon verzwickt genug, muss man erwähnen, dass die Karten auch noch eine Rückseite mit farbigen Gegenständen aufweist. Diese kann man ebenfalls inspizieren.
Der Druck ist enorm und der Spielspaß ebenso, obwohl es nicht meine Art Spiel ist. Aber das Spiel hat es geschafft, die Spieler auch zu später Stunde wieder so wachzurütteln, dass danach ohne Probleme noch eine 3-Stundenpartie Terra Mystica durchzuhalten war.

Neue Kinokritik zu Hai-Alarm am Müggelsee gibts hier

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