Nach Ostern war endlich wieder Oberhof-Zeit. Für mich endlich die Chance etliche Neuheiten unter die Lupe zu nehmen. Mit eigenem Verlag kommt man sonst kaum mehr dazu, sich einen Überblick zu verschaffen. Neben all den bekannten Gesichtern, ging es vor allem ums Spielen:
La Boca
Bauen
mit wechselnden Partnern, das ist bei La Boca angesagt. Eine
Aufgabenkarte wird in die Ausbuchtung der Spieleschachtel gesteckt und
nun bauen 2 Spieler so schnell wie möglich die vorgegebene Figur. Je
schneller das klappt, umso mehr Punkte erhalten beide. Hat jeder einmal
mit jedem gebaut, endet die Partie. Es gibt noch Karten mit schwereren
Aufgaben.
Erinnert
frappierend an Make’n’break? Bedingt... Durch das Paarspiel und die
andere Aufgabenstellung besitzt La Boca ein Alleinstellungsmerkmal. Das
trickreiche Versteckenmüssen mancher Steine sorgt für zusätzliche
Spannung. Leider trägt der Ablauf nicht allzulang und nach ein paar
Durchgängen wird man der Aufgaben müde. Außerdem ist dem Spiel nicht
unbedingt zuträglich, dass die “Nichtbauer” zuschauen müssen (Zeit
messen und Punktechips verteilen zähle ich jetzt mal nicht zu
hochtrabenden Aufgaben).
Kann ein paarmal Spaß machen, aber mehr steckt nicht dahinter.
Augustus
Bingo
mit Thema - war der erste Satz des Erklärers und das trifft es dann
auch. Wir haben stets 3 Aufträge vor uns liegen. Ein Spieler zieht
Symbole unterschiedlicher Häufigkeit aus einem Sack und sagt diese laut
an. Jetzt dürfen alle Spieler einen Legionär auf dieses Symbol stellen
(falls sie überhaupt so ein Symbol auf ihren Aufträgen haben. Wurden
alle Symbole eines Auftrages abgedeckt, ruft der Spieler Bin... äh - Ave
Caesar und nimmt sich einen neuen Auftrag aus der Auslage. Es gibt
Bonustafeln für bestimmte Sorten Aufträge und hat ein Spieler den
siebten Auftrag erfüllt, endet die Partie.
Viel
ist es wirklich nicht, was Augustus inhaltlich zu bieten hat, aber
ähnlich wie bei 7 Wonders sind auch hier alle Spieler immer im Geschehen
und es entsteht ein geselliges Miteinander. Die taktischen Momente sind
dünn gesät und trotzdem: verdammt, das Teil macht einfach Spaß will man
mal nicht 2 Stunden über dem Spielbrett grübeln.
Via Appia
Die
Römische Prachtstraße will errichtet werden. Es gibt auf dem Plan 3
Bauabschnitte, die nacheinander fertigzustellen sind. Dafür braucht man
Baumaterial, das man sich besorgt und auf einem Wagen lagert. Sind Teile
der Straße fertiggestellt, bewegt man seine Figur in Richtung des
nächsten Stadtteils... für all das gibt es Punkte und das klingt auch
absolut wenig aufregend, wenn da nicht das absolute Highlight des
Spieles wäre: der Schieber! Viele werden sicher die Geldautomaten
kennen, die man mit Münzen füttert und wenn es der Dauerschieber gut mit
einem meint, fallen auf der anderen Seite am besten mehr Münzen über
die Kante. Das Ganze ist hier in einer genialen Konstruktion
nachgebildet.
Wir
hatten gleich mehrfach großen Spielspaß und Schadenfreude, wenn der
Schieber mal nicht so will, wie geplant. Oft profitiert der Hintermann
vom Unvermögen des Vorgängers, aber so ist das nunmal. So hätte ich
gesagt: tolles Spiel! Allerdings gibt es eine Konstellation, die den
Spielfluss zum Stocken bringt: wenn auf einem Staßenabschnitt nur noch
eine Straßenplatte zu bauen ist und keiner mehr Interesse daran hat. Für
dieses Problem sorgt die Tatsache, dass man für den Bau von 2
Straßenplatten auf einmal eine Münze zusätzlich erhält und die will man
möglichst immer abgreifen. So bleibt doch ein fader Nachgeschmack
zurück.
Qwixx
Würfelspiele
haben schon länger Hochkonjunktur. Auch Qwixx schlägt in diese Kerbe.
Wie bei Würfelbohnanza sind alle Spieler immer im Geschehen und können
das Würfelergebnis mitnutzen. Man will möglichst viele Zahlen der Reihen
von 2-12 ankreuzen, allerdings darf man die Reihen per Vorgabe nur in
einer Richtung (Aufsteigend oder Absteigend) erwürfeln. Das sorgt für
schöne Zwänge. Vermeiden will man immer einen Fehlwurf (=Minuspunkte),
aber das lässt sich gerade gegen Ende nie ausschließen, schließlich
entscheidet überwiegend der Würfel.
Was
für Augustus gilt, gilt auch hier: es geht nicht um viele taktische
Finessen, es geht um das gemeinsame Spielerlebnis und der Spielspaß
stimmt bei Qwixx einfach. Schnell genug hat man eine Partie durchgerockt
und lässt gerne eine Weitere folgen.
Pelican Bay
Der
Nachfolgeverlag der Drei Magierspiele legt mutig los: Pelican Bay
schaut sehr hübsch aus und ist so etwas wie ein Wolf im Schafspelz. Das
niedlich-schöne Äußere richtet sich an den taktisch orientierten
Spieler. Mit 2 Plättchen auf der Hand versucht man möglichst clever ein
großes Gebiet zu vergrößern oder eventuell sogar eines abzuschließen,
was einen Doppelzug ermöglicht und eine Pelikanfigur bringt. Gezählt
werden die Punkte ganz altmodisch mit Stift und Papier.
In
der Theorie liegt der Trick darin, große Gebiete so zu vergrößern, dass
nachfolgende Spieler schwierigkeiten haben, ebenfalls von diesem Gebiet
zu antizipieren. Leider bleibt es bei der Theorie, denn mit nur 2
Plättchen auf der Hand sind die Möglichkeiten sehr begrenzt. Gegen Ende
verfällt das Ganze dann noch in eine Grübelorgie - so funktioniert
Spielspaß nicht. Viel gewollt, aber gescheitert.
Kakerlakak
Die
Spielschachtel wird zum Spielfeld umfunktioniert. Darauf befinden sich
Wege, die mittels beweglicher “Tore” variabel gestaltet werden können.
In der Mitte... und jetzt kommt der Clou, wird eine kleine Kakerlake
freigelassen. Diese birgt eine kleine Batterie und vibriert, wenn man
den Schalter betätigt. Durch das Vibrieren sucht sich die Kakerlake den
Weg über das Spielfeld, bis es ein Spieler schafft, sie in seine Falle
locken. Wer das 5x geschafft hat gewinnt. Auf sehr unterhaltsame Weise
wird hier die gesamte Familie an den Tisch gebracht und mit einer
tollen, frischen Spielidee überrascht. Die Kakerlake ist der Eyecatcher
und sorgt alleine schon für Aufforderungscharakter. Ob der Spaß länger
anhält, lässt sich bezweifeln. Glücklicherweise hält sich der Lärm, den
das Getier verursacht in Grenzen und so schont man die Nerven seiner
Umgebung.
Voodoo Mania
Oh
je, ein Hektikspiel... dachte ich zuerst, aber als es losgeht, ist man
sofort mit allen Sinnen dabei. Man bekommt einen Stapel Karten
ausgeteilt, von denen man immer 3 auf der Hand hält. In der Mitte liegt
eine Karte aus. Auf den Karten befinden sich 4 von 5 verschiedenen
Gegenständen in 4 von 5 verschiedenen Farben. Nun will man so schnell
wie möglich eine seiner Handkarten loswerden, die genau das fehlende
Teil zeigt und so weiter. Noch besser wird es, wenn man eine Karte legt,
auf der genau das fehlende Teil auch fehlt. Dann ruft man “Voodoo
Mania” und jeder Spieler bekommt eine Strafkarte. Wäre das nicht schon
verzwickt genug, muss man erwähnen, dass die Karten auch noch eine
Rückseite mit farbigen Gegenständen aufweist. Diese kann man ebenfalls
inspizieren.
Der
Druck ist enorm und der Spielspaß ebenso, obwohl es nicht meine Art
Spiel ist. Aber das Spiel hat es geschafft, die Spieler auch zu später
Stunde wieder so wachzurütteln, dass danach ohne Probleme noch eine
3-Stundenpartie Terra Mystica durchzuhalten war.
Neue Kinokritik zu Hai-Alarm am Müggelsee gibts hier
Neue Kinokritik zu Hai-Alarm am Müggelsee gibts hier
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen