Zum ersten Mal konnte ich komplett hinter die Kulissen schauen und das Treiben vom eigenen Stand aus beobachtet.
Ich muss sagen, ich war schon sehr nervös, als der Messetermin immer näher kam. Mit solchen Sachen, wie Pressekonferenz, Neuheitenschau, Aufbauzeiten etc. hatte ich noch nie vorher zu tun gehabt. Vor allem brannte ich darauf, wie mein Spiel ankommen würde. Die größte Angst, in der Masse an Neuerscheinungen unter zu gehen und nicht wahrgenommen zu werden bestätigte sich nicht. Nach der Zahl meiner Vorbestellungen war das auch nicht wirklich zu erwarten.
Tja – nur ein halber Messestand, das sind 5 Quadratmeter, sind schon sehr wenig. Dort muss ein Spieltisch und ausreichend Spiele untergebracht werden (nicht dass man während eines Messetages nachladen muss), außerdem ein Pult, von dem aus die Kunden bedient werden können.
Das ist Platzmäßig schon sehr grenzwertig, funktionierte dann aber doch recht gut.
So eine Spieleveröffentlichung ruft natürlich auch viele Händler, Onlineshops und nicht zuletzt Spielekritiker, Spieleclubs auf den Plan. Hier verdichteten sich die Probleme, die ich mit einem zu niedrig angesetzten Verkaufspreis bekommen sollte im Bezug auf die Zahlbereitschaft der Händlerschaft. Trotzdem denke ich, dass ich das im nachhinein ganz gut gelöst habe und sich ein drastischer Preisverfall (der unfair meinen Direktkäufern gegenüber gewesen wäre) nicht einstellen wird.
Mir wurde vor Augen geführt, wie viele Spielekritiker es geben muss. Hier ist es schwer einzuschätzen, wer für mich wichtig ist und mich weiterbringt, und wer eher nur ein günstiges Exemplar abstauben will.
Am ersten Messetag war ich wohl ein wenig zu freigiebig, aber das hat mich für die restlichen 3 Messetage gestählt, sodass es die Nachfragenden deutlich schwerer hatten, ihr Rezensionsexemplar günstig zu bekommen.
Ein paar Worte muss ich auch noch zum Juryabend (Spiel des Jahres) verlieren, zu dem wir überraschenderweise eingeladen wurden. Im Vorfeld war ich da eher skeptisch, weil es nicht unbedingt meine Welt ist, sich gutgekleidet zu präsentieren, vor allem auch, weil ich noch viel zu wenig Leute kenne. Das who is who der Spieleszene gibt sich dort ein Stelldichein. Ob Autoren (Andreas Seyfarth, Michael Schacht...), Grafiker (Michael Menzel, Matthias Catrein), Verleger (Peter Eggert, Torsten Gimmler) oder Presse (Online- oder Printmedien). Da kam man sich natürlich anfangs etwas verloren vor.
Zuerst hat die Jury Spiel des Jahres über ihre Arbeit berichtet und danach ihren Mitbegründer Tom Werneck verabschiedet, bevor es zum gemütlichen Teil überging (Buffet und freies Neuheitenspielen). Wir hatten einen netten Tisch mit Leuten, die alle selbst zum ersten Mal dem Juryabend bewohnten. Das schweißte zusammen und half, die Unsicherheit zu besiegen.
Wir hatten dann mit einer Partie Die Tore der Welt viel Spaß (Eindrücke davon gibt' an anderer Stelle) und mussten leider viel zu früh den Abend beenden.
Weitere tolle Erlebnisse zeichneten sich am letzten Messetag ab, als zum Beispiel besagter Tom Werneck bei mir am Stand auftauchte, um locker aus dem Nähkästchen zu plaudern und auch interessiert meiner ersten Verlagserfahrungen lauschte, oder als Klaus Jürgen Wrede sich interessantes zu seinen Carcassonneveröffentlichungen entlocken ließ. Das alles zeigt nur, dass im Grunde alle Spieler gleich sind und dieselbe Sprache sprechen, egal wie renomiert sie mittlerweile auftreten.
Was zu kurz gekommen ist, sind die Neuheiten, aber irgendwie hatte mir gar nichts gefehlt – so sehr hat mich die Messe in den Bann gezogen und als Verlag gefangengenommen. Die nächsten Wochen kommen dann die Spiele dran.