So, nun sind wir mit vielen neuen Eindrücken wieder zurück zu Hause.
Neben den Neuheiten war vor allem das Wiedersehen mit vielen Bekannten das Highlight. Der Spieletreff in Oberhof ist eine richtig heimelige Großfamilie. Und auch wenn man nicht mit jedem persönlich zu tun hat, so kennt man die Gesichter aus den Vorjahren.
Mittlerweile dürfte bekannt sein, dass Fresko, das neue große Queengames Spiel, den Pfefferkuchel (die erste große Spielumfrage des Jahres) gewinnen konnte, also möchte ich gleich hiermit beginnen.
Wir besorgen uns Farben, versuchen diese durch Mischen zu veredeln und damit Fresken zu malen, denn diese bringen uns Punkte. Den Grundstein eines Tages legen wir mit der Aufstehzeit. Hier gilt wie im richtigen Leben: der frühe Vogel fängt den Wurm, muss aber leider auch einen höheren Preis für die Farben am Markt bezahlen und darunter leidet auch die Stimmung. Zu schlechte Stimmung kostet Arbeitskraft, wohingegen ein gutes Stimmungsbarometer die Arbeiter anspornt.
Neben dem Farbenkauf und dem Mischen besorgen unsere Arbeiter neues Geld, Malen Fresken und können sogar noch die Stimmung aufhellen. Wurden alle bis auf 6 Fresken gemalt, endet das Spiel.
Zum Kennenlernen hält Fresko eine Einstiegsversion parat oder besser gesagt, das Spiel beinhaltet 3 Erweiterungen. Nach der ersten Partie in der Grundversion kam das Spiel dann etwas zweifelhaft an. Zu eindimensional waren die Möglichkeiten, aber schon die nächste Partie mit allen Erweiterungen (die für den ambitionierten Spieler kein Problem darstellen) konnte begeistern. Die Entscheidungen fordern die Spieler bis aufs Messer, aber trotz aller Konkurrenz sieht jeder Spieler den Erfolg seines Tuns. Weil neben dem Spielspaß auch die Optik stimmt, ist Fresko ein ganz großer Wurf geworden. Mir persönlich stößt einzig eine Sache auf: Landet man auf der Siegpunktleiste zufällig genau auf einem anderen Spieler, darf man sich davor oder (taktisch) dahinter setzen. Siegpunktschenkerei passt nun wahrlich nicht zu einem solchen Spiel, taktische Möglichkeiten hin oder her.
Carson City
Ebenfalls eines der Topgehandelten Spiele der Spiel 2009. Wir platzieren unsere Cowboys um damit Aktionen durchzuführen. Ein typisches Workerplacement Spiel also. Erfrischend dazu kommt vor jeder Runde die Rollenwahl, die einerseits die Spielreihenfolge vorgibt, zum anderen einen bestimmten Vorteil gibt (Extracowboy, 3 Schusswaffen, 2 Straßen und halbe Gebäudekosten...) und zuletzt den maximalen Geldbesitz bei Rundenende definiert.
Die starre Leiste, in der die Felder abgearbeitet werden erinnert stark an Caylus. Einzig die verfügbaren Gebäude ändern sich ständig. Gebäude werden dann frei auf dem Spielplan errichtet. Dafür braucht man zunächst immer eine Plattform und die meisten Gebäude benötigen eine Straßenanbindung. Was tricky ist, sind die unterschiedlichen Bedingungen, die an den Gebäudeertrag geknüpft sind. Die Ranch bracht viele freie Felder um sich, die Bank viele Minen auf dem Plan und die Mine selbst viele Bergfelder in der Nachbarschaft. Ändert sich etwas auf dem Plan, muss man die betroffenen Gebäude sofort nachjustieren, um das neue Einkommen anzuzeigen. Genau das ist das Hauptmanko an Carson City: die Unübersichtlichkeit und das fizzelige Handling. Ständig vergisst man das Justieren, oder übersieht irgendetwas. Die Möglichkeit einen anderen Spieler von seinem Feld durch ein Duell zu verdrängen ist zwar einerseits eine nette Neuerung zu anderen Spielen dieses Genres, wurde aber gerade in der letzten Runde als allesdominierend empfunden. Wer in dieser Runde über viele Waffen verfügt und eventuell noch den Banditen mit den 3 Zusatzpistolen, der kann leicht alle Spieler aus den Siegpunktertragsfeldern kicken.
So bleibt noch ein Fragezeichen hinter Carson City... gut gemeint, aber die Ausführung wirkt nicht sehr durchdacht.
Chocolatl
Von Günther Burkhardt entführt uns ins Geburtsland der Kakaobohnen. Hier gilt es während der 5 Spielrunden die meisten Punkte zu machen. Jeder Spieler hält 13 Karten mit den Werten 0-12 auf der Hand. Auf dem Spielplan finden sich 6 Stationen, die allesamt an den Spieler mit dem Höchstgebot aus 2 Karten vergeben werden. Manchmal gibt es dort für mehrere Spieler etwas abzugreifen (Punkte, bessere Handkarten, einen einmaligen Extrawürfel...), manchmal wird das niedrigste Gebot auch bestraft. Abhängig vom führenden Spieler kann sich die Art wie geboten wird ändern: einmal muss man alle Bietkarten auf einmal auslegen, einmal erst zwei pro Station, dann die nächsten beiden usw...
Chocolatl ist ein reinrassiges Blind bidding game und wenn ich sage reinrassig, dann heißt das, es wird ausschließlich verdeckt geboten. Wer das mag, ist hier richtig. Wer nicht, der wird das Spiel hassen. Wenn man mehrmals zufällig mit einem hohen Gebot rausgeboten wird, dann steigt der Ärger, oder die Gleichgültigkeit, mit der man am Tisch sitzt. Chocolatl mich ebenfalls eine gleichgültige Wertung zücken.
Velo City
In größerer Besetzung kommen außer Partyspielen nur wenige richtige Brettspiele in Frage. Velo City, ein Radrennen gehört dazu. Bis zu 7 Spieler würfeln ihr Team ins Ziel. Auf manchen Feldern gibt es Powerdosen, mit denen man einen Einzelsprint ansetzen kann, oder man fährt in einen Kanaldeckel und fällt zurück.
Beim Fahren kann man im Pulk (alle Würfel werfen und einen auswählen), im Windschatten oder eben Solo loslegen. Im Ziel gibt es 8 Felder. wer hier mit den meisten eigenen Fahrern vertreten ist, gewinnt. Bei Gleichstand gewinnt der, der das letzte Zielfeld erreicht hat.
Velo City spielt sich einfach runter und sorgt in der richtigen Runde für positive Unterhaltung, wenn, ja wenn da nicht das Spielende wäre. Meistens haben mehrere Spieler zwei Fahrer im Ziel, dann wird gebremst und verzögert, bis sich jemand erbarmt und dann zufällig der folgende Spieler gewinnt. Das ist selbst für ein so anspruchsloses Spiel wie Velo City der Genickbruch.
Charly
Die Spieler halten Karten auf der Hand mit einem oder mehreren Knochen, Möhren, Käsestücken etc. In der Tischmitte liegen ein paar Karten, die jeweils eine bestimmte Menge an Futter aufnehmen können, außerdem hat jeder Spieler eine weitere Karte davon verdeckt vor sich liegen, die nur er kennt. Ist man am Zug, darf man eine der Handkarten austauschen, oder man ruft "Mahlzeit". Dann wird die letzte Tauschrunde eingeläutet. Jetzt startet die Ablegerunde. Am Zug legt man nun eine seiner Handkarten an eine entsprechende Karte aus der Tischmitte, bis die Futterforderung voll erfüllt ist und das möglichst so lange, bis man alle Handkarten losgeworden ist. Futterstücke auf der Hand sind immer schlecht, denn dann muss man von seinem Honigvorrat abgeben. Es werden mehrere Durchgänge gespielt bis ein Spieler keinen Honig mehr hat - dann gewinnt der Spieler mit dem meisten Honig.
Eigentlich spielt man bei Charly weitestgehend ins Blaue hinein, versucht die Futterstücke auf seiner Hand zu reduzieren und dann eben in der richtigen Reihenfolge abzulegen. Leider kann sofort ein Spieler, der gute Handkarten hat "Mahlzeit" rufen und man hat keine Chance seine Hand zu verbessern. Das ist höchst übel und zerstört den netten Grundgedanken des Spiels. Schade
Von den bekannten Spielen kam nur Egizia (immer noch zäh, aufgeblasen, sperrig und zu regellastig) auf den Tisch - zu sehr stand die Gier auf Neuheiten bzw. Unbekanntes im Vordergrund.
Mit Torsten Gimmler hatte sich dieses Mal außer einem Plausch nichts Spielerisches ergeben, aber dafür hatte ich endlich die Gelegenheit Ralph Bruhn kennen zu lernen. Nachdem sich bei der Spielemesse ständig eine Traube Loyang-Interessierte um ihn gescharrt hatte und wir nur sporadischen E-Mailverkehr hatten. Er wollte sich Peloponnes erklären lassen. Gesagt, getan... leider ergab sich in der letzten Runde eine ungünstige Katastrophenkonstellation und zudem fehlte noch ein Schutzplättchen, sodass das Spielende für die Beteiligten etwas unbefriedigend verlaufen ist. Na ja - vielleicht hatten Ralph und Co. wenigstens ein Bisschen Spaß.
Wampum hatte mir Jeff eine Woche vor Ostern druckfrisch von Pegasus mitgebracht. Ich konnte mich nicht mehr detailliert an die Regeln erinnern, doch das war recht schnell gelöst. Leider ist das Spiel insgesamt wohl durchwachsen angekommen, obwohl ich das Spiel in seiner Einfachheit überzeugend finde, weil es seine Zielgruppe bestens bedient. Da spielt bei mir vielleicht der "Jeff-Bonus" eine Rolle :-)