Donnerstag, 5. Mai 2011

Die Füße vom Tisch...

…Lautet unser Motto der Spielewoche in Oberhof. Wer das neue Hans im Glück Spiel Pantheon schon einmal getestet hat, weiß wovon ich spreche:

Pantheon

Auf der Karte des Mittelmeerraumes der Antike tauchen mehrere Völker auf und verschwinden auch wieder – eine schöne thematische Einbettung anstatt nur schnöde Runden zu zählen. Die Karten sind der Motor zu unserm Glück. Mit ihnen bewegen wir uns, kaufen Nachschub und auch Opferplättchen und erwerben die mächtigen Götter.
Eine Runde kann flugs vorbei sein, nämlich wenn alle Plättchen eines Volkes vom Plan genommen wurden (vor allem dann, wenn die Spieler über viele Füße verfügen) oder wenn alle Götter dieser Runde vergeben sind (immer einer mehr als Spieler teilnehmen.
Punkte gibt es jede Runde und speziell bei den beiden gro
ßen Wertungen. Hier kann man vor allem mit vielen Säulen und Halbgöttern Punkte einfahren.
Die Spielgeschwindigkeit nimmt gegen Ende exorbitant zu und so kann eine Runde auc
h schon enden, bevor alle Spieler am Zug waren.

Endlich kann ein Hans im Glück Spiel wieder voll überzeugen (das erste Mal seit Stone Age). Ein sehr attraktives Design, ständiges Kribbeln was denn wohl die beste Entscheidung ist gepaart mit überschaubaren Regeln und relativ kurzer Spieldauer, die gefühlt sehr viel kürzer scheint. Mich hat Pantheon voll gepackt.
Klar rufen angehende Erfolgsspiele auch Nörgler auf den Plan. Viel zu glücksabhängig und unsteuerbar schreien die Einen, die Strategie ist durch die Karten von vornherein vorgegeben sagen die Anderen. Ich sag dazu nur eins: NA UND? Es macht aber Spaß…

Pergamon

Über das andere „P“ Spiel (könnte auch ein Irongames-Spiel sein) konnte man schon vorher ein paar Meinungen lesen. Die erste Partie fand ich sehr schön – schlankes Design, einfache Abläufe, hohes Spieltempo und es schaut sehr gut aus! Vor allem das Risiko, wie viel riskiere ich, um vielleicht doch nicht ohne Geld dazustehen ist sehr gelungen. Schon die zweite Partie allerdings offenbarte stark abfallenden Spielreiz. Wer früh eine große Ausstellung hinbekommt, wird sicher gewinnen, denn diese bringt ständig wieder fette Punkte. In Summe war mir das Ganze dann doch zu Fleischlos.

Da sich die Vertriebspolitik von Queen Games geändert hat, muss man hier natürlich die Chance ergreifen gerade diese Neuheiten unter die Lupe zu nehmen:

Lancaster

Nachdem Matthias Cramer mit Glen More überzeugen konnte, folgt nun mit Lancaster ein opulenter Titel. Die Spieler setzen Ritter ein, um Diese zu verbessern, bauen ihre Burg aus um mehr Einkommen zu generieren, oder nehmen an Kämpfen gegen Frankreich teil, um zu mehr Ruhm zu gelangen. Daneben wollen noch bestimmte Gesetze durchgebracht werden und andere wiederum nicht.
Das Material erschlägt den geneigten Spieler förmlich mit Qualität und Bombast.
Im Falle von Lancaster vor allem Blendwerk, um von den allesamt bekannten Mechanismen abzulenken: Worker-placement, mit Verdrängungsmöglichkeit, verschiedene Adlige Sammeln, oder ständige Punkte während des Spiels. Das ist in Summe OK, allerdings nicht mehr auf der Höhe der Zeit.

Mammut

Verrückt und chaotisch geht’s in der Urzeit zu. Ein Beutel mit Plättchen wird auf dem Tisch ausgeschüttet und nacheinander nimmt sich jeder Spieler so viele dieser Plättchen, wie er will. Das geht so lange gut, bis der Nachfolgende Spieler damit nicht einverstanden ist und sich statt aus der Tischmitte, bei einem anderen Spieler bedient und dessen gesamtes Plättchensammelsurium an sich nimmt – halt, eines davon muss er in die Tischmitte legen.
Sind irgendwann alle zufrieden, kommt es zu einer (von 5) Wertungen.
Das Geplänkel mit dem Plättchenwust kann wirklich überzeugen und sorgt für Laune und Gelächter. Der Rest ist altbekanntes Werten verschiedener Plättchenarten und fällt doch deutlich ab.

Paris Connection

Fantastisch! Was aus so wenig Regeln rauszuholen ist: entweder eine Eisenbahnlinie um bis zu 5 Teile erweitern, oder einen Teil zurückgeben und zwei andere Teile dafür nehmen. Was hier als „Teile“ beschrieben ist, sind kleine Holzlokomotiven in 6 verschiedenen Farben, die wir hinter unserm Sichtschirm sammeln. Sobald 5 der 6 Farben komplett verbaut sind, oder Marseille angeschlossen ist, endet das Spiel. Nun werden die gesammelten Teile mit dem jeweiligen Wert der Linie multipliziert.
Herrlich, wie frei sich das Spiel entwickeln kann und welche Gruppendynamik hier Blüten treibt. Da wird Rundenweise eine Strecke sinnlos weitergeführt, um danach wieder eine neue „beste“ Linie folgen zu lassen und für Dynamik auf dem Tauschmarkt sorgt.

7 Wonders und Asara waren zwei der Titel, die vorher schon in meinen Eindrücken aufgetaucht sind. Deren Güte (Asara teilweise und 7 Wonders im Besonderen) hat sich dabei nur weiter bestätigt.

Die Burgen von Burgund

Mit Verspätung liegt es nun vor uns: das neue große Alea Spiel. Wieder ist Stefan Feld der Autor und dieses Mal sogar ohne Katastrophen und Negative Ereignisse.

Die eigentlichen Abläufe sind geradezu simpel: Plättchen von der gemeinsamen Auslage erwerben (hier sind bestimmte Würfelzahlen nötig) und Plättchen von der eigenen Reserve auf den eigenen Plan bringen (auch hier sind bestimmte Würfelzahlen nötig).
Jede Plättchenart besitzt bestimmte Vorzüge. Entweder schnelle Punkte oder Zusatzaktionen. Aktionen sind rar, denn jeder hat nur 2 Würfel=2 Aktionen pro Durchgang. Würfel lassen sich mit Arbeitern manipulieren – die sollte man nie ausgehen lassen. Insgesamt 5 Durchgänge und davon 5 komplette Runden werden gespielt, bevor die ersten Beteiligten schon die 200-Punktemarke knacken. Punkte gibt’s ständig für irgendwas: Plättchen legen, Waren verkaufen, Gebiet komplettieren…
Auf den ersten Blick sind die Burgen von Burgund sehr vielfältig. Durch die individuellen Ablagepläne ist zugegebenermaßen sehr viel Varianz im Spiel, allerdings tut man doch sehr oft das Gleiche, auch wenn’s fordert (hoffentlich komplettiere ich noch vor den anderen meine Schiffe…). Für meinen Geschmack dauern die BuBu (wie das Spiel liebevoll abgekürzt wird) ein Stück zu lang, um den Reiz dauerhaft zu bewahren. Deutlich stärker, als Macao, aber nicht der Überflieger, den man aufgrund der Bewertungen erwarten kann.

König Artus und die Tafelrunde

Wo wir schon bei Alea sind: die zweite Neuheit, dieses Mal vom wohlbekannten Autorenteam Kramer/Kießling nennt sich König Artus und die Tafelrunde.

Rund geht’s zu am Tisch, denn die Ritter, Prinzen und der König nehmen die Plätze um den Drehbaren Tisch ein. Leider können die alle nicht still sitzen und müssen sich ständig umsetzen. Das Umsetzen geschieht mittels Karten, die man aus verschiedenen Stapeln nachziehen kann, je nachdem, wen man bevorzugt zu bewegen gedenkt.
Punkte bringt es von bestimmten Plätzen zu starten, die günstigstenfalls zur Rechten des Königs liegen. Durch aufziehen von Ringen, kann sogar ein neuer König gekrönt werden und die lukrativen Plätze gelten plötzlich nicht mehr. In der Expertenversion sind noch Wertungskarten beigefügt, die jeder Spieler irgendwann im Spiel durchführen muss und da kommen nicht immer nur Pluspunkte raus.
Es fällt schwer, solch ein Urteil zu fällen, aber Artus war zusammen mit einem Spiel, über das ich im zweiten Teil berichte die größte Graupe, die in Oberhof zu Spielen war. Abstraktes Umhergewandere simpelster Art, bei dem das totale Chaos regiert – zu massiv sind die Eingriffe der anderen Spieler, bis man wieder an die Reihe kommt.
Das einzig Positive: die kurze Spieldauer. Wenn es jemand ausprobieren sollte, dann nur mit den Wertungskarten – damit es wenigstens ein paar Überlegungen anzustellen gilt.

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