Das Spielverhalten ist etwas, das wir sowohl in Menschen als auch Tieren beobachten. Es scheint also ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens zu sein. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene spielen gerne Spiele. Zumeist ist dieses Verhalten jedoch unter Kindern weiter ausgeprägt. Dass
Brettspiele ein geselliger Zeitvertreib sind, ist klar. Doch könnte hier mehr dahinterstecken? Gerade weil das Spielen artenübergreifend ist, mag dies durchaus so sein. In diesem Beitrag möchten wir mal etwas abschweifend auf die Frage eingehen, warum groß und klein eigentlich so gerne spielen. Und dem Ursprung des Spielens dabei so nahekommen, wie möglich.
Was ist eigentlich ein Spiel?
Der Duden definiert das Spiel als eine „Tätigkeit, die ohne bewussten Zweck zum Vergnügen, zur Entspannung, aus Freude an ihr selbst und an ihrem Resultat ausgeübt wird […]“. Beim Spielen verfolgen wir somit keine konkreten Ziele. Wir spielen nicht, um etwas Bestimmtes zu erreichen. Bei einem Hobby, das nur aus dem Spaß an diesem betrieben wird, handelt es sich somit um ein Spiel. Zudem dient, laut dieser Definition, das Spiel hauptsächlich der Entspannung und Freude. Wenn dem tatsächlich so ist, dann hat das Spiel jedoch keinen evolutionären Vorteil. Wir hätten unser Spielverhalten somit schon längst verlieren sollen. Entspannen können wir uns schließlich auch auf andere Weise. Freude daran, etwas zu gewinnen ebenfalls. Spielen hingegen kostet viel Zeit und ebenso geistige Anstrengung. Warum also verfügen wir über einen so ausgeprägten Spieltrieb?
Das Spiel als Nachahmung
Kinder ahmen ihre Eltern nach. Das ist lange bekannt. Bereits der Psychologe Albert Bandura erkannte, dass die Nachahmung entscheidend zu unserer Entwicklung beiträgt. Er nannte dieses Verhalten
Modellernen. Auch in der Tierwelt ist dies zu beobachten. Affenkinder, junge
Agaporniden und viele weitere Jungtiere ahmen ihre Artgenossen nach. Als erwachsene Menschen kommt uns dieses Verhalten meist wie ein Spiel vor. Kinder sind in den nachgeahmten Tätigkeiten zumeist noch nicht geübt. Ihr Ungeschick ist das, was es als Spiel erscheinen lässt. Häufig nehmen Kinder es auch als ein solches wahr. In Wirklichkeit lernen sie jedoch hierdurch diese Tätigkeit immer besser auszuüben. Die spielerische Nachahmung dient somit dem Erlernen von Fähigkeiten. Und gerade wenn Kinder in einem Alter sind, um Brettspiele zu spielen, kann sich dies in vielerlei Hinsicht positiv auswirken. Nicht nur, um mit Verlusten umgehen zu lernen, wie beim klassischen "Mensch, ärgere dich nicht", sondern auch bei anderen Spielen.
Die soziale Komponente
Gerade unter Menschen gilt es viele soziale Regeln zu befolgen. Diese fallen Kindern zumeist schwer. Sie müssen erst ihren Platz in der Gesellschaft finden. Mädchen haben sich anders zu verhalten als Jungs. Kinder übernehmen andere Rollen als Erwachsene. Der soziale Status einer Person bestimmt wie sie von anderen wahrgenommen wird. All dies ist Kindern nicht bewusst. Das heißt, sie nehmen die Welt zunächst ohne soziale "Zwänge" wahr. Doch das ändert sich mit der Zeit. Und das Spielen trägt hierzu bei. Mädchen spielen mit Puppen und übernehmen die Mutterrolle. Jungs spielen Cowboy und Indianer. Spielerisch können sich Kinder soziale Rollen und Erwartungen erschließen.
Förderung der Gemeinsamkeit
Neben dem Erlernen wichtiger Fähigkeiten sowie dem Verständnis sozialer Rollen, hat das Spiel noch eine weitere Funktion. Wir können sowohl alleine spielen als auch mit anderen. Das Spielen in Gesellschaft war bislang zumeist vorherrschend. Sobald wir Freunde einladen und ein Brettspiel hervorholen, spielen wir. Das hat nicht nur den positiven Effekt für einen lustigen Zeitvertreib zu sorgen. Durch das Spielen stärken wir auch unsere sozialen Beziehungen. Gesellschaftsspiele tragen dazu bei, unser Gegenüber besser kennenzulernen. Oftmals lassen wir als Erwachsene unsere Hüllen beim Spielen etwas fallen. So können wir uns auf harmlose Weise dem anderen annähern. Wir müssen keine verpönten Fragen stellen. Dennoch erhalten wir aufschlussreiche Antworten. Und das, dank eines einfachen Spiels.
Wenn das Spiel zum Ernst wird
Sein Hobby zum Beruf machen ist ein Traum, den viele haben. Professionelle Fußballspieler spielen Fußball. Doch handelt es sich hierbei noch um ein Spiel? Casinospieler spielen um Geld. Manche verdienen mit dem Glücksspiel genug, um es zu ihrem Hauptberuf zu machen. Sobald wir also mit dem Spiel das Ziel verfolgen, Geld zu verdienen, widerspricht dies der Definition aus dem Duden. Handelt es sich bei einem Beruf um ein Spiel? Ja, sofern wir es auch weiterhin gerne tun und der Spaß im Vordergrund steht. Wenn jedoch Zeitdruck, Zwang oder das Geldverdienen immer weiter in den Mittelpunkt rückt, dann nicht mehr. Es ist somit subjektiv zu betrachten. Ein professioneller Pokerspieler sieht es weiterhin als ein Spiel an. Ein anderer professioneller Pokerspieler hat vielleicht schon längst die Lust am Spiel verloren. Auf jeden Fall sollte man solchen Glücksspielen vorsichtig sein und nur bei seriösen Anbieten spielen (
hier ein paar Tipps dazu).
Warum Kinder spielen sollten
Kindern das Spielen zu verbieten, ist keine gute Idee. Sie brauchen es, um sich zu entwickeln. Durch das Spiel erlernen sie (lebensnotwendige) Fähigkeiten. Sie lernen sich selbst kennen. So auch ihre körperlichen, geistigen und motorischen Grenzen. Zudem ist das Spielen für Kinder wichtig, um andere kennenzulernen. Sie erkennen Unterschiede zwischen sich und ihren Mitmenschen, indem sie mit ihnen spielen. Gemeinsam können Kinder auch soziale Anforderungen an sie verstehen lernen. Wenn wir Kindern das Spielen verbieten, dann können sie nicht zu selbstbewussten und unabhängigen Erwachsenen heranwachsen. Alleine zu spielen hat für Kinder ebenfalls Vorteile. Sie lernen sich selbst zu beschäftigen. Das ist auch dann wichtig, wenn sie sich alleine etwas beibringen müssen.
Warum Erwachsene spielen sollten
Spielen macht Spaß und wirkt entspannend auf uns. Als Erwachsene sind wir oft in einer Welt gefangen, die uns einschränkt. Durch kreative Spiele können wir diese Barrieren durchbrechen. Wir können uns selbst aufs Neue testen. So stellen wir fest, ob wir vielleicht bestimmte Fähigkeiten vernachlässigen. Zudem gibt uns das Spielen in Gesellschaft die Möglichkeit, unsere Mitmenschen besser kennenzulernen. Wir stärken unsere sozialen Beziehungen durch einen gemeinsamen Spieleabend. Auch Erwachsene müssen sich ihre sozialen Rollen immer wieder erschließen. Wir werden älter. Wir nehmen neue Positionen ein. Das ändert das Bild, das unsere Gesellschaft von uns hat. Durch Gesellschaftsspiele ermöglichen wir uns, mit diesen neuen Anforderungen klarzukommen. Auf spielerische Art können wir uns auch etwas beibringen. Es gibt zum Beispiel viele Lernprogramme, die Spiele mit einbauen. So macht das Lernen richtig viel Spaß.
Wann vom Spielen abzuraten ist
In manchen Fällen kann das Spielen mehr Unheil als Segen sein. Dies ist immer dann der Fall, wenn wir vom Spiel so sehr eingenommen werden, dass wir unsere Umwelt vergessen. Verbringen wir mehr Zeit mit einem bestimmten Spiel als mit unseren Liebsten, dann ist höchste Alarmstufe. Flüchten wir uns in ein Spiel, um Probleme in unserem Leben nicht lösen zu müssen, dann ist dies ebenfalls ein Warnzeichen.
Aber bei Brettspielern ist dies ja glücklicherweise selten der Fall. Deswegen kann man gerade mit Freunden und der Familie im geselligen Zusammensein von guter Unterhaltung profitieren.